Huijbregts hat sich Spitzenkühen und Bullen zur Gebrauchskreuzungverschrieben
Schon seit fast 35 Jahren züchtet Jos Huijbregts die Fleischrasse Weißblaue Belgier. Seit etwa dem Jahr 2000 erfreut sich die Rasse auch unter Milchviehhaltern einer regen Nachfrage, da ein Kalb mit mehr Fleischansatz einen höheren Ertrag erbringt. Mit seinem Weitblick sprang Huijbregts in diese Marktlücke. Er begann mit dem Züchten Weißblauer Belgier Bullen zur Gebrauchskreuzung.
Bei Gebrauchskreuzungen liegt der Fokus auf einer kurzen Tragezeit, einem leichten Kalbeverlauf und einem guten Zuwachs.
Huijbregts wird diesem Bedarf auf erfolgreiche Weise gerecht. Die Genetik von Van ‚t Zandeind-Bullen wird auf der ganzen Welt vertrieben.
Die Fleischrinderzucht ist lediglich eines der Standbeine des Landwirtschaftsbetriebs der Familie
Huijbregts in Riel im Süden der Niederlande. Die Betriebswirtschaft von Jos Huijbregts, seinem Sohn
Joost und dessen Frau Annelie umfasst außerdem einen Pflegebauernhof, Hofladen, Bauernhof-
Campingplatz und eine Gaststätte.
Die Weißblaue Belgier-Zucht liegt Huijbregts jedoch am meisten am Herzen Ob es jetzt um die beiden
weißen Jungbullen geht, die im Strohstall unter dem Scheunenvordach darauf warten, zur
Besamungsstation zu gehen, um die trächtigen hellblauen Kühe im Stall nebenan oder um das
Jungvieh, das einträchtig im Stroh scharrt – der Fleischrinderhalter spricht mit viel Leidenschaft und
Liebe über die Tiere mit ihrer kennzeichnenden Fleischfülle.
„Ich sah den Einsatz Weißblauer Belgier auf Milchvieh und dachte: Diesem Bedarf kann ich gerecht werden!”
JOS HUIJBREGTS, FLEISCHRINDERHALTER IN RIEL (NL)
Die Liebe für die Fleischrasse entstand Ende der 80er Jahre. Huijbregts leitete damals schon den Hof
gemeinsam mit seinem Vater, wie er das seit seinem 20. Lebensjahr tut. Es handelt sich um einen
Bauernhof in der niederländischen Region Brabant, der sich bereits seit Jahrhunderten im Besitz der
Familie befindet.
„Wir hatten damals etwa dreißig Milchkühe und waren damit also zu klein. Deshalb habe ich zwanzig
Jahre im Nebenerwerb als Besamungstechniker gearbeitet“, erzählt Huijbregts. „In diesen Jahren
habe ich viel gesehen und es wurde mir bewusst, dass ich doch sehr gerne Landwirt werden wollte.
1981 haben wir einen Liegeboxenstall gebaut. Die Nutzfläche war kein Problem, die konnte ich von
Bekannten pachten. Die Milchquote war jedoch viel zu knapp bemessen: nur 225.000 Liter. Zu wenig
für einen guten Milchertrag. Wir mussten uns deshalb etwas anderes einfallen lassen.“
Die Wahl fiel auf Fleischrinder. Zuerst auf Limousins, aber davon war Huijbregts schnell geheilt. „Ich
musste sehr gut aufpassen, keine Tritte abzubekommen. Die Kühe hatten damals keinen
umgänglichen Charakter.” Bei den Weißblauen Belgiern lag die Sache anders. „Ich kam mit der Rassein Belgien in Berührung und war sofort hin und weg. Es sind immer noch die Kühe mit dem höchsten
Streichelfaktor, die wir haben.“
In den darauffolgenden Jahren bevölkerten immer weniger Milchkühe und mehr Weißblaue Belgier
den Stall in Riel. Huijbregts, der in seinen Jahren als Besamungstechniker die Bedeutung guter
Blutlinien für die Zucht erkannt hat, erhielt die Chance, eine Reihe von WBB Spitzenkühen zu kaufen.
„Ihnen haben wir Embryonen entnommen, die wir dem Milchvieh eingesetzt haben. Auf diese Weise
verfügten wir in kurzer Zeit über eine etwa hundertköpfige reine Weißblauer Belgier Herde.“
Die Milchquote wurde verkauft und Huijbregts machte als Fleischrinderhalter weiter. Ab Mitte der 90er Jahre nahm er mit seinen Van ‚t Zandeind-Tieren häufig und sehr erfolgreich an Schauen teil. Dabei hat er vieles – wenn nicht sogar alles – der Galopeur-Tochter Clarisse van de Roetweijer zu verdanken, von der seine Zuchterfolge ihren Ausgang nahmen.
Der Züchter erklärt, dass er immer eigene Leitgedanken hat. „Ich wollte Spitzenkühe züchten mit viel
Gewicht, Länge und gute Fundamenten.“ Lachend fügt er in der Mundart seiner Heimat hinzu: „Keine
Schweine, wie in Belgien.“
Aus den Anpaarungen gingen ein paar sehr schöne, überwiegend weiße Bullen hervor. Ich dachte:
„Die könnten durchaus für den KB-Einsatz geeignet sein. Aber ja, man muss auch noch in die Gunst
einer Besamungsstätte gelangen. Schließlich bin ich nur „ein Bauer aus Brabant“, kein renommierter
Züchter aus Belgien.“
Gerard Scheepens von K.I. Samen war bereit, sich auf das Abenteuer einzulassen und bot Genetik von den Bullen Remco van ‚t Zandeind (v. Dandy) und Marco van ‚t Zandeind (v. Torrero) an. Huijbregts ist ihm dafür immer noch dankbar. „Mit diesen beiden nahm alles seinen Anfang und es ging sofort gut. Es wurden mehr als 100.000 Kühe mit diesen Bullen belegt.“
Zwei Zuchtrichtungen
Seit damals hat Huijbregts zwei Zuchtrichtungen innerhalb seiner Herde Weißblauer Belgier: die
Linien, aus denen er Bullen züchtet, die für die Gebrauchskreuzungen eingesetzt werden und die
Linien, aus denen er die besten WBB Bullen zu züchten versucht, die den idealen Rassenmerkmalen
entsprechen und mit denen er Schauen besucht.
Beide Linien gehen hauptsächlich aus der Clarisse-Linie hervor. Bei den Bullen zur
Gebrauchskreuzung achtet der Züchter ganz spezifisch auf eine Reihe bestimmter Merkmale.
„Beispielsweise eine kurze Tragezeit. Es ist günstig, wenn eine Milchkuh eine Woche kürzer trägt.
Dann verläuft nicht nur die Kalbung problemloser, weil das Kalb etwas leichter ist. Man kann die Kuh
dann auch eine Woche länger melken.”
Ein leichter Kalbeverlauf hat ebenfalls hohe Priorität. „Ich achte deshalb darauf, dass meine Bullen
leichte Kälber liefern, die problemlos und am besten ohne Hilfe geboren werden. Ich höre eigentlich
nie, dass Kreuzungskälber von meinen Bullen mit einem Kaiserschnitt zur Welt gebracht werden
mussten.“
Lakenvelder und Herefords
Huijbregts spricht aus Erfahrung. Es wurden schon äußerst zahlreiche Weißblaue Belgier bei ihm auf
natürliche Weise aus Milchkühen geboren und sogar aus Lakenveldern, einer Rasse, die Huijbregts
auch hält. Genau wie Herefords.
Der Züchter stellt fest, dass Kreuzungskälber zwar ein etwas geringeres Geburtsgewicht aufweisen,
dafür jedoch einen hohen Fleischzuwachs. „Es sind vitale Kälber, die gut trinken, wodurch sie sich
schnell und gut zur Mastreife entfalten.“ Das bemerkenswerteste Merkmal der Zuchtbullen ist
wahrscheinlich ihre Farbe. Sie sind alle weiß. „Wenn man Milchkühe damit belegt, erhält man
hellblaue Kälber. Das gefällt einem Milchviehhalter. Sie haben lieber keine schwarzen
Kreuzungskälber.”
Seit Remco und Marco van ‚t Zandeind standen schon so einige weitere von Huijbregts gezüchtete
Weißblaue Belgier Bullen auf der Bullenkarte von K.I. Samen. Momentan sind es vier: Jordy van ‚t
Zandeind (v. Brasero Du Moligna, aus Clarisse 105 van ‚t Zandeind), dessen Sohn Joppe van ‚t
Zandeind (aus Clarisse 107 van ‚t Zandeind), Dries van ‚t Zandeind (v. Davey, aus Clarisse 109 v. ‚t
Zandeind) und Björn van ‚t Zandeind (v. Bruno van de Plashoeve, mit derselben Mutter wie Joppe).
Sperma geht weg wie warme Semmeln
„Das Sperma von Jordi geht weg wie warme Semmeln. Er kann mit der Nachfrage kaum noch Schritt
halten. Deshalb steht jetzt auch ein Sohn von ihm zur Verfügung: Joppe. In Kürze geht ein weiterer
Sohn von ihm zur Besamungsstation.“ Dabei handelt es sich um Jort van ‚t Zandeind (aus Coldita 32
van ‚t Zandeind, eine andere Zuchtlinie von Huijbregts).
Dieser Jungbulle stand während des Interviews noch seelenruhig mit seinem Kollegen Moos van ‚t
Zandeind (v. Merkel’s Mogli aus Clarisse 124 van ‚t Zandeind) unter dem Scheunenvordach des Hofes
und wartete darauf, zur Besamungsstation gebracht zu werden.
Schöne kleine Kälber
„Sie alle sind interessante Bullen für die Kreuzungszucht. In meinen Augen ist Jordy, genau wie früher
Remco, ein echter Spitzenbulle. Das hängt aber natürlich auch von den Wünschen des
Milchviehhalters ab. Dries liefert etwas schwerere Tiere und Björn wurde von einer Kuh zur Welt
gebracht, die mit fast 90 Punkten im Herdbuch eingetragen war und letztendlich ein Schlachtgewicht
von 625 kg aufwies. Mogli, der Vater von Moos, ist in Deutschland dafür bekannt, schöne, kleine
Kälber zu liefern“, erklärt Huijbregts.
„Hin und wieder höre ich noch, dass Milchviehhalter im Hinblick auf den Einsatz von Weißblauen
Belgiern auf ihren Milchkühen zurückhaltend sind. Das ist jedoch wirklich nicht nötig”, betont der
Züchter.
Von hundert auf vierzig
Während in der Vergangenheit etwa hundert Weißblaue Belgier auf dem Hof standen, sind es jetzt
noch etwa vierzig. Zwei Drittel davon sind für die reine Schauzucht vorgesehen und ein Drittel wird
für die Gebrauchskreuzungsbullen gezüchtet. Huijbregts hat auch Lakenvelder, Herefords und ein
paar Blaarkoppen im Stall. Sie weiden während der Saison auf einem etwas entfernt gelegenen
Landgut mit kräuterreichem Grünland. Sie erhalten kein Kraftfutter. „Pur Natur” nennt das der
Rinderhalter.
Naturfleisch
Unter der Bezeichnung Naturfleisch wird das Fleisch der Kühe in dem auf dem Hof angesiedelten
„Laden von Bauer Jos” verkauft. Der Unternehmer bekommt Fördermittel aus Brüssel für den Erhalt
seltener Nutztierrassen. Auch die Direktvermarktung der Erzeugnisse auf dem breit aufgestellten Hof
ist ein gutes Geschäftsmodell. „Man muss Chancen erkennen und sie nutzen”, sagt Huijbregts selbst darüber. „Genau wie ich vor fast 25 Jahren erkannte, dass man Weißblaue Belgier auf Milchvieh
einsetzen würde. Ich dachte sofort: Diesem Bedarf kann ich gerecht werden!”
BETRIEBSANGABEN
Name: Jos Huijbregts
Ort: Riel (NL)
Betrieb: Van ’t Zandeind
Fläche: 30 Hektar in Hofnähe, 60 Hektar Naturfläche.
Huijbregts führt den Betrieb zusammen mit seinem Sohn Joost und dessen Frau Annelie. Sie haben
einen zum Teil als Pflegebauernhof genutzten Landwirtschaftsbetrieb samt Hofladen mit
Fleischverkauf und Campingplatz. Die Fleischrinderherde besteht aus 40 Weißblauen Belgiern, 50
Lakenveldern, 25 Herefords und 4 Groninger Blaarkoppen.